Möglichkeit und Unmöglichkeit

Möglichkeit bedeutet, dass etwas das war, ist oder sein wird, auch anders sein könnte, als es war, ist oder sein wird.

Unmöglichkeit bedeutet, dass etwas das war, ist oder sein wird, nicht anders sein kann, als es war, ist oder sein wird.

Logische Möglichkeit bedeutet, dass etwas denkbar ist, dass es nicht der  Logik widerspricht. Der Halbbruder meines Halbbruders kann auch mein Halbbruder sein. (Muss es aber nicht logischerweise!) Logisch unmöglich ist die Quadratur des Kreises. Ein »eckiger Kreis« ist eine Contradictio in adjecto.

Reale Möglichkeit bedeutet, dass in der Wirklichkeit die Bedingungen dafür vorhanden sind, dass etwas möglich ist. Es ist eine reale Möglichkeit, dass ein Mensch mit einem Bein in Frankreich, mit dem anderen Bein in Deutschland steht. Es ist aber eine reale Unmöglichkeit, dass ein Mensch mit einem Bein auf dem europäischen, mit dem anderen Bein auf dem amerikanischen Kontinent steht.

Möglichkeit bedeutet auf die Zukunft bezogen, dass diese offen, noch nicht festgelegt ist.

Weitverbreitet in der Philosophie ist die Vorstellung, dass dem Sein drei Modalitäten zukommen: Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit. Ob es eine tatsächliche, objektive Möglichkeit gibt, ist aber umstritten.

Im Rahmen eines deterministischen Weltbildes gibt es keine echte Möglichkeit, sondern nur Wirklichkeit und Notwendigkeit. Echte Möglichkeit anzunehmen, ist in diesem Rahmen subjektive Täuschung. Da das erkennende Subjekt nicht in der Lage ist, alle im Sein vorhandenen Kausalketten zu überblicken und in die Zukunft weiterzudenken, gibt es aus seiner beschränkten Sicht Möglichkeiten, die aber aus der »Makro-Perspektive« keine sind. Es gibt auch keinen absoluten  Zufall und keine Willensfreiheit.

Im Rahmen eines indeterministischen Weltbildes gibt es echte Möglichkeit und damit auch echte Gestaltungsmöglichkeit der Zukunft durch das Individuum. ( Popper)

Dialektisch betrachtet hängt die Beantwortung der Frage, ob ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Handlung möglich oder unmöglich ist, vom jeweiligen Bezugsrahmen ab. Beispiel: »Kann ich dieses Stück Holz anzünden?« »Ja. Holz ist brennbar.« »Nein. Ich habe keine Streichhölzer dabei.« »Nein. Ich habe eine innere Sperre irgendetwas anzuzünden, da ich Angst vor Feuer habe.« Diverse weitere Beispiele für Ja und Nein möglich. (Oder auch unmöglich, weil wir keine Zeit mehr haben, uns weitere auszudenken ;-)


Zitate zu Möglichkeit und Unmöglichkeit

Aristoteles: »Der Stoff ist das Mögliche, die Form das Wirkliche.«

Friedrich Dürrenmatt: »Die Wirklichkeit ist nur ein Teil des Möglichen.«

Einstein: »Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit.«

Hegel: »Die Ungeduld verlangt das Unmögliche, nämlich die Erreichung des Ziels ohne die Mittel.«

Heisenberg: »In den Experimenten über Atomvorgänge haben wir mit Dingen und Tatsachen zu tun, mit Erscheinungen, die ebenso wirklich sind wie irgendwelche Erscheinungen im täglichen Leben. Aber die Atome oder die Elementarteilchen sind nicht ebenso wirklich. Sie bilden eher eine Welt von Tendenzen und Möglichkeiten als eine von Dingen und Tatsachen.«

Thomas Mann: »Das Positive am Skeptiker ist, dass er alles für möglich hält.«

Robert Musil: »So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebensogut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen, als das, was nicht ist.«

Schelling: »Der vollkommene Geist ist absolute Wirklichkeit, vor aller Möglichkeit – Wirklichkeit, der keine Möglichkeit vorhergeht.«

Donald Trump: »Es gibt viele Möglichkeiten, Karriere zu machen, aber die sicherste ist noch immer, in der richtigen Familie geboren zu werden.«


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