Friedrich Albert Lange

Friedrich Albert Lange (1828–1873) war ein deutscher Philosoph, Pädagoge, Journalist, Sozialwissenschaftler und Sozialpolitiker. Professor in Zürich und Marburg. Sohn eines strenggläubigen Pfarrers, der eine Schrift gegen David Friedrich Strauß verfasste und dafür eine Professur in Zürich bekam.

Unterschiede zu den Marxisten: Lange war in der frühen Arbeiterbewegung aktiv. Er war kein Marxist, sondern Vertreter des Neukantianismus. Im Gegensatz zu Marx bezog Lange bei seinen Gedanken über die Lösung der Arbeiterfrage naturwissenschaftliche, darwinsche Gedanken mit ein. Aber neben dem notwendigen Kampf ums Dasein, sei auch gegenseitige Hilfe erforderlich. Der Egoismus sei nicht unüberwindlich. Der Sozialismus bzw. soziales Verhalten war für Lange eine ethische Forderung, nicht wie für die Marxisten ein notwendiges Resultat der Geschichte. Er hielt ein reformistisches Vorgehen für möglich.

Durch seine Schrift Geschichte des Materialismus wurde Lange zu einem der Initiatoren für die Entstehung des Neukantianismus. Er wollte mit seiner Kritik am  Materialismus eine Neubesinnung auf die Philosophie Kants herbeiführen. Dem Materialismus fehle der Drang über die scheinbare Objektivität der empirischen Wahrnehmungen hinauszugehen. Er sei als Forschungsprinzip der Wissenschaft unentbehrlich, aber die Materie sei letztlich ein Begriff des Verstandes. Dennoch könne der Materialismus zum revolutionären Ferment werden.


Zitate von Friedrich Albert Lange

»Auch für sein Denken ist der Mensch verantwortlich, weil auch unsere Urteile nicht ohne den Einfluss unseres  sittlichen Charakters zu Stande kommen.«

»Alle unsere Erkenntnis zielt auf Anschauung. Am Objekt allein orientiert sich unsere Erkenntnis durch die Auffindung fester Gesetze, aus unserem Subjekt heraus deuten und beleben wir die verschiedenen Formen, soweit wir sie auf Geistiges beziehen..« [Hier dann nicht wie Kant. Nach ihm finden wir die Gesetze nicht vor, sondern tragen sie in die Welt hinein.]

»Es ist ein Naturgesetz menschlicher Entwicklung, dass es keine starre Dauer des Guten und Schönen gibt. Es sind die Durchgangspunkte bei der geregelten Bewegung von einem Prinzip zum anderen, welche das Größte und Schönste in sich bergen..« [Ähnliches habe ich im  16. Kapitel Meiner Philosophie geschrieben.]

»Nur zu häufig hat die Geschichte gezeigt, dass, wenn die Gebildeten über die Götter zu lächeln oder ihr Wesen in philosophische Abstraktionen aufzulösen beginnen, alsdann der halbgebildete Haufe, unsicher und unruhig geworden, nach jeder Torheit greift, um sie zur Religion zu erheben.« [Das darf aber nicht dazu führen, dass sich die Gebildeten keine Gedanken mehr machen dürfen über die Schlüssigkeit bestimmter Gottesbilder. Siehe  Über die Unschlüssigkeit des christlichen Gottesbildes.]

»Der Philosoph ist die Summe von Überlieferung und Erfahrung, von Gehirnkonstruktion und Umgebung, von Gelegenheit und Studium, von Gesundheit und Gesellschaft

»Ein frommer Irrtum ist der Optimismus, denn dieser sowohl wie das Gegenteil, der Pessimismus, sind nur Erzeugnisse menschlicher Ideologie. Die Welt der Wirklichkeit ist an sich weder  gut noch schlecht

»Die Geschichte zeigt uns, wie die großen Theoreme kommen und gehen, während die einzelnen Tatsachen der Erfahrung und Beobachtung einen bleibenden und beständig wachsenden Schatz unserer Erkenntnis bilden.«


Literatur:

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